Seit April 2024 (SS 2024) leitet Konstanze Caysa als abteilungsleitende Professorin (i.V.) den

Studiengang PHILOSOPHIE an der PH Schwäbisch Gmünd.

Einzelheiten können Sie der folgenden Webseite entnehmen:

https://www.ph-gmuend.de/die-ph/Lehrende/c/caysa-konstanze

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Ensemble-Mitglied am Kleinen Theater Landshut/ Kammerspiele – Philosophische Begleitung ausgewählter Inszenierungen der Intendanz (Sven

Grunert) sowie Textcoaching und dramaturgisch-philosophische Beratung. Status: freie Mitarbeit

Näheres/ Einzelheiten entnehmen Sie der folgenden Webseite:

https://www.kleinestheater-kammerspielelandshut.de/konstanze-caysa/

FAUST01-FRAGMENTE23

FREI NACH JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
REGIE: SVEN GRUNERT

Konstanze Caysa
Gedanken zur Grunert-Inszenierung „FAUST01 FRAGMENTE23“ am Kleinen Theater Landshut

Fragmente über Fragmente

Der Instinkt, der unser Leben treibt, ist benennbar: aktiver Wahnsinn.
Er führt unser Leben und reißt uns fort – zum Teil an unbestimmten oder einsamen Ort – als je unser Stimmungs- und Gefühlshaushalt, entbehrt er allgewohnter Sicherheit und Ordnung, die uns trägt: das INTENSIV ganz ort- und zeitvergessen schenkt den Moment, der zyklisch ist und statt im Überall – dient sich uns an zu überzeugen – ist Konzentrat der Zeugung selbst im IMMER der Geburtlichkeit.

Die Aufhebung des gewöhnlich sich Bewährenden, das eine Ordnung in unser Leben zu bringen verspricht – bestenfalls selbstbestimmt erprobt – ist das, was man so Alltag nennt. Er, so versichert man – auch gegenseitig sich gern – ist der bestmögliche Garant, um im Extrem, der Katastrophe, dem unvorhergesehen Mißlungenen, Halt behält – Haltung für eine Zeit im Bonusmodus als Geschenk des Schicksals, als Versicherung abschließt.

Wo passiert das freiwillig Gelebte, das nicht am ständigen Vergleich mit dem Beliebigen von Nebenan, das Existieren selbst in Selbstmaßfolge heilig spricht?

Theater-Faust

Der „Herr“, der als Schöpfergott personifiziert, bislang der Menschen Schicksal bestimmte, der einen Idealtypus der Ergebenheit in Gestalt seines Sohnes (leibgewordener Teil seiner Allmächtigkeit) veranschaulichte, als Vorbild wahrer Liebe, die Mensch und Mensch verbinden soll: die christliche Religion. Die Stellung des Herrn war bislang von der Masse an Menschen unhinterfragt anerkannt. Der rechte Weg wird aus einem höheren Weltenreich heraus gelenkt. Der einzelne Mensch braucht nicht denken, nicht grundlegend Sinnfragen an sein Leben stellen. Er hat einen Ort, der ihm jederzeit Antwort gibt, wenn Zweifel am richtigen oder falschen Handeln bestehen: die Institution Kirche samt den geheiligten Vertretern des Herr auf Erden. Selbstvertrauen beruht auf Fremdbestimmung, heteronomem Regelwerk. Der Glaube strukturiert das gesamte Leben der Menschen.

Nun aber steht er da, der „Herr“ – hält eine Scheibe in den Händen – eine Sonne – und er hält sie so hoch es nur geht: das Licht der Welt, seine Schöpfung, auf die er immer weniger Einfluss hat, die sich sehnsüchtig nach dem Teufel streckt und reckt.
„Gott ist tot!“. Das wussten schon die Frühromantiker und der junge Gottfried Wilhelm Friedrich Hegel spricht den Gedanken als erster aus. An das „Älteste Systemprogramm des Idealismus“ – von hegel und Hölderlin als Entwurf erhalten, anschließend, fordert knapp 100 Jahre später Friedrich Nietzsche heraus den Sinn des Gedankens vom Tode Gottes aufzugreifen: „Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet.“ – Der „tolle Mensch“, der aktiv Wahnsinnige, der Seher, der vom Volk nicht verstanden wird, spricht dies Worte zu Beginn des Künstlerphilosophen Schrift „Die fröhliche Wissenschaft“
Damit mit dem Tode des alten christlich-moralisch verfallenden Gott nicht das, was uns in der Welt, was unsere Welt im Innersten zusammenhält im Nihilismus endet, ist eine Kehre zu etwas Neuem notwendig. Die „neuen Werte“ sind es, die dieser „tolle Mensch“ den Menschen bringen will. Aber er kommt zu früh. Sie erkennen ihn nicht als Sinnstifter, denn sie wußten noch nichts vom Zerfall der alten Werte. So zieht der aktiv Wahnsinnige sich in die Einsamkeit zurück und seine große Sehnsucht gilt den Zukünftigen, denen, die ihn erst in hundert Jahren verstehen werden…

 

Faust-Theater

Die Liebe muss neu erfunden werden

Wie kann es sein, dass Getrenntes, das gegenständlich körperhaft je von eigener Gestalt und bildlich different erscheint sich als Zusammen, als Gleichzeitig, als Ungetrenntes aneinander wiederfindet?

Der echten großen Liebe die in zweierlei Menschengestalt zum Selbstgespräch sich kehrt und im ekstatisch-bedingungslosen Ineinanderdringen – im Akt der körperlichen Vereinigung auf etwas gemeinhin Unmögliches abzielt: darin als ein einziger Leib zu verbleiben und nie wieder Trennung erfahren. Als Monument der genial-empraktischen Liebe, in der Tat, gleichsam die Liebe überhaupt zu revolutionieren. Ernst machen mit dem praxisorientierten Wort der Heiligen Schrift, die Faust noch eben in seiner Verzweiflung inmitten der Bücher übersetzt mit: „Im Anfang war die Tat.“

Woher kommt die selbstgewisse, dem Zweifel der Beliebigkeit enthobene, Schrittfolge zum Schrei, der den Abgrund überspringt?

 

Faust-Theater-3

Die „Totalwirkung ist immer eine dämonische“ (Goethe). Der Teufel ist nicht schlecht, der Dämon nicht das Gegenteil zum Guten. Er ist „des Pudels Kern“, der Zusammenhalt von Gegensätzen, der uns schwanken läßt und allzuoft im Trüben fischen, wollen wir das Richtige tun.
Er ist so irdisch und begreiflich – ganz im Gegenteil zur Unergreifbarkeit eines Schöpfers, eines so fernen Herrn, dass die Ferne Unerreichbarkeit bedeutet.

Der Teufel zündet – wenn die Gefahr am heftigsten uns bedrängt, wenn der Abgrund, der uns ganz konkret betrifft, direkt vor uns liegt, die Bombe – und er testet damit seine Macht über uns. Er provoziert zum Äußersten, was uns als das Gefährlichste erscheint und seine Nüstern blähen sich ganz rhythmisch auf und nieder bis sie Souveräne der Erkenntnis sind. In diesem Ausgeliefertsein erleben wir uns als Ganzes der Angst inmitten der Herrschaft eines anderen, das uns jeden Moment in die Knie zwingen kann.
Der Abgrund verliert aber sein Grausamsein und alles Gewaltige, das uns an ihm erschien und ohnmächtig machen ließ, wenn wir empraktisch – instinktiv und selbstgewiss – den Rand direkt angehen und dem Abgrund furchtlos entgegenlachen.

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mitDenken!

„Körperwissen. Der Leib denkt uns“

Foto: Hagen Wiel - http://wiel.org

Über Freiheit und Empraxis – eine Annäherung
mit Konstanze Caysa – im Gespräch mit Julia Held

Julia Held:

Für die zweite Episode unserer Gesprächsreihe unterhalte ich mich mit der Philosophin Dr. Konstanze Caysa über die von ihr weiterentwickelte Theorie der Empraxis. Wir sprechen darüber, was man unter dem Empraktischen versteht, wie das Verhältnis von Empraxis und praktischem Handeln aussieht, warum Empraxis wichtig ist und ob wir überhaupt an unserer Fähigkeit, sie ernst zu nehmen und zu erkennen, arbeiten können.

 

Weitere Informationen gibt es hier: https://anchor.fm/julia-held/episodes/Dr–Konstanze-Caysa—Empraxis-eqnirj/a-a4n379b

 

 

In der heutigen Folge spreche ich mit der freien Philosophin Dr. Konstanze Caysa über das Thema „Freiheit“. Dr. Caysa beschäftigt sich vor allem in ihrer aktuellen Forschung mit Freiheit und geht dabei der Frage nach der Kunst, selbstbestimmt zu Leben nach.

Und nach ihrem Ansatz kann Freiheit, in Bezug auf ein selbstbestimmtes Leben, als die Freiheit, sich selbst zu disziplinieren verstanden werden. Sich selbst disziplinieren, gemäß seiner eigenen Fähigkeiten, Werte und Wünsche. 

Und zu einer solchen Selbstdisziplinierung kommt man, indem man sein Handeln und Denken, seine Art zu leben, kritisch reflektiert und sich fragt, ob man eigentlich das Leben lebt, das man leben will. So übernimmt man Verantwortung für sein Leben und kann beginnen, frei daran zu arbeiten.

Und genau deshalb, weil man diese Arbeit nicht als von Außen auferlegten Zwang ausführt, sondern, weil man es aus eigenem Willen heraus macht, ermächtigt man sich selbst zu einer freien, selbstbestimmten Lebensführung. 

In unserem Gespräch geht es um eben diesen, eher paradoxen Ansatz, nach dem man durch Selbstzwang bzw. Ein sich-Seiner-Selbst-Verpflichten frei wird, um die prägenden Termini dahinter und um ganz praktische Fragen der Lebensführung, die uns alle beschäftigen, und deren Antworten sich teilweise in der Philosophie Nietzsches und Hegels finden. 

Und wie die Beschreibung schon sagt, ist diese Folge der erste Teil einer Gesprächsreihe mit Dr. Caysa – im zweiten Teil wird es dann um den Begriff des „Empraktischen“ gehen, der sich nosch stärker auf die sich-vollziehende-Lebenspraxis bezieht und daher auch unmittelbar mit der heutigen Thematik zusammenhängt. Wenn ihr jetzt schon etwas in das Thema der Empraxis eintauchen mögt oder einfach mehr über Konstanze Caysa erfahren wollt, schaut einfach mal auf empraxis.net vorbei.

In der ersten Episode der zweiteiligen Serie spricht die freie Philosophin Dr. Konstanze Caysa mit mir über Freiheit – genauer: über die Freiheit, ein aktiv selbstbestimmtes Leben zu führen. Wir nähern uns der Thematik, indem wir auf die relevanten Termini eingehen und fragen, wie man das Leben führt, das man führen will.  Antworten darauf findet man bei Hegel und Nietzsche, aber vor allem bei sich selbst! Um letztendlich auf den eher paradoxen Schluss zu kommen, dass Freiheit nur durch das Auferlegen von Zwängen gelingt. 

 

 

 

 

 

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Hier ein Artikel aus stayinart als PDF zum download:

GRUNDLEGUNG einer Avantgarde des Empraktischen. In Philosophie Kunst denken.

In der Philosophie Nietzsches ist der Rausch als Ursprünglichkeitstrieb des Lebens anzusehen, der

noch die drei Grundtriebe des Menschen: Hunger, Durst und Geschlechtstrieb, aus sich heraus

erzeugt. Der Rausch macht das Leben zu einem drängenden, blühenden, wollenden, bejahenden,

ereignishaften, schreienden, aber auch immer scheiternden; er macht es zu einem ewigen Kampf

zwischen Lust und Ekel, Herrschaft und Knechtschaft, Macht und Ohnmacht. Die Lust, die der

Rausch erzeugt, ist der Motor der Kraft des Einzelnen, dieses Kampfes mächtig zu werden und ihn

möglicherweise noch im Scheitern zu bejahen…

 

stayinart podcast | Das Kunstmagazin zum Hören

(Caysa im Gespräch mit Hessel)

 


Foto: Rudolf K. Wernicke

 

 

 

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