Konstanze Caysa
Das 3. Treffen der Parrhesiasten
Galerie Potemka –
Ein Forum nicht nur für Kunst, sondern auch für Philosophie
Am 23. Juni 2017 fand das 3. Treffen des „Leipziger Forum für Kunst und Philosophie“ in der Galerie Potemka, Aurelienstraße 41, statt. In den über acht Jahren ihres Bestehens hat sich die Inhaberin und Galeristin Lu Potemka um die konzeptionelle Förderung junger Kunst verdient gemacht.
Thematisch ging es diesmal im „Leipziger Forum für Kunst und Philosophie“, das zugleich als Preview für die darauf folgende Ausstellung „Pornosophie“ angelegt war, um das Schicksal des Eros in einer Zeit, in der technische Kategorien alle Lebensbereiche des Menschen beherrschen. Demzufolge problematisierte PD Dr. Volker Caysa das Verhältnis von Liebe und Kapitalismus: Was bedeutet heute Liebe im Kapitalismus? Er ging davon aus, dass die materialistische Basis und der zivilisatorische Kern der Ökonomisierung der Liebe die Körperinstrumentalisierung ist. Beide aber, Liebesökonomisierung und Körperinstrumentalisierung, brauchen den romantischen Anschein absoluter Selbstzweckhaftigkeit und Nichtinstrumentalität, um zu funktionieren: die Ware Liebe braucht den Vorschein der „Wahren Liebe“.
Der Vorschein romantischer Liebe im Sinne nichtzweckinstrumenteller Verschmelzung ist notwendig, damit die sexuelle Körperinstrumentalisierung funktioniert und eben nicht bloß Schein ist. Das Kalkül der Liebesökonomisierung ist nicht zu trennen von der realen Anwesenheit romantischer Liebe im Sex. Eine mögliche Folge ist, dass das, was früher Ereignis war, heute Arbeit ist, und dass man heute in irgendeiner Form etwas zu leisten hat für etwas, was man früher umsonst bekam oder was sich anscheinend von selbst einstellte.
Kritisch wurde nun gegen diese Thesen vom Publikum eingewandt, dass mit der pragmatisch-realistischen Inszenierung der Liebe auch die Romantik der Liebe verkonsumiert wird, aber mit dem Konsum wird wirkliche romantische Liebe wiederum eingekauft, wurde dem entgegnet. Die Warenform romantischer Liebe muss daher nicht die Liebe zerstören, sondern sie ist sogar nützliches Hilfsmittel, um sie zu realisieren. Gerade durch die Verknüpfung von romantischer Liebe und instrumentellem Sex in unserer Konsum- und Freizeitkultur gelingt doch erst die Instrumentalisierung durch Illusionierung. Klar ist, dass hier weiterer Diskussionsbedarf besteht.